Ein Stückchen Broadway in Bochum

Posted on 29. Jul 2008

Photo: Diese Frau gibt Vollgas, wann immer sie auf der Bühne steht: Pamela Falcon hat sich im Bochumer “Riff” ein Stückchen New York geschaffen. Dort tritt sie seit acht Jahren auf – Woche für Woche. Aber immer mit dem gleichen Elan.

Ein Stückchen Broadway in Bochum

Neue Rhein Zeitung, Panorama, 29.07.2008, by Maike Jansen

An Rhein und Ruhr. Ihre Stimme könnte Stadien beschallen, doch Pamela Falcon reicht eine kleine Bühne. Im “Riff” gibt sie ihr 450. Konzert.

Wenn Pamela Falcon am Mittwochabend die Bühne des Bochumer “Riff” betritt, dann gibt sie alles. Als wäre es ihr erstes Konzert, ihr einziges, ihr wichtigstes. In Wirklichkeit hat sie hier schon oft gestanden. Vierhundertfünfzig Mal, um genau zu sein.

Woche für Woche steht die gebürtige Amerikanerin, “die Weiße mit der schwarzen Soulstimme”, wie sie oft genannt wird, bei den “New York Nights” im “Riff” auf der Bühne. Und gibt immer aufs Neue Vollgas. “Für mich ist die größte Herausforderung, jede Woche eine neue Show zu liefern”, erzählt Falcon und lacht, wie sie singt: laut und kraftvoll.

Vor über zehn Jahren kam die New Yorkerin als Musical-Darstellerin nach Deutschland. “Ich hatte in New York an einem Casting teilgenommen, zwei Tage später war ich hier”, erzählt Falcon in einer bunten Mischung aus Deutsch und Englisch, die verrät, dass sie längst in beiden Sprachen und Ländern heimisch ist.

Live-Musik an jeder Straßenecke
Mit dem Musical Starlight Express ging es von Bochum aus auf Promotiontour quer durch Deutschland, ehe die Sängerin nach NRW zurückkehrte – und dort blieb. Mit einer Wohnung in Düsseldorf, einem Tonstudio in Essen und einer Bühne in Bochum – die längst zu einem zweiten Zuhause geworden ist.

Denn was der Sängerin in Deutschland anfangs fehlte, hat sie sich hier geschaffen: ein Stückchen Broadway mitten im Ruhrpott. “In ihrer Liebe zur Musik sind Menschen auf der ganzen Welt gleich”, glaubt Falcon. “Aber in New York hast du Live-Musik an jeder Straßenecke, das fehlte hier.”

Das merkte Falcon vor allem bei ihren ersten Auftritten im “Riff”: Die Zuschauer waren zurückhaltend, überrascht von der Power, die die hochgewachsene Frau auf die Bühne brachte. “Mittlerweile ist das ganz anders”, freut sich Falcon: Die Zuschauer gehen mit, feiern, tanzen klatschen. Jede Woche aufs Neue. “Keine Show ist wie die andere, du musst immer wieder das Publikum gewinnen”, sagt Falcon.

Genug Bühnenerfahrung hat die New Yorkerin dafür zweifellos: Bereits mit fünf Jahren stand die Sängerin das erste Mal auf der Bühne, gemeinsam mit ihrer Band “The Young Folks”. Die Mitglieder: Mama, Papa und ihre vier Geschwister. “Wir waren so eine Art amerikanische Kelly Family”, erzählt Falcon – ein Vergleich, der beim Anblick der stets modisch gekleideten Soul-Sängerin arg weit hergeholt wirkt.

Aber Eitelkeit scheint nicht zu Falcons Eigenschaften zu zählen. Jede Woche auf einer kleinen Bühne in Bochum zu stehen, wo sie doch schon mit Paul McCartney und Billy Joel aufgetreten ist – ein schlechter Tausch? “Überhaupt nicht”, findet Falcon. Sie liebt ihr eigenes, kleines New York, ihre musikalische Insel mitten in Bochum.

Traumfrau Tina Turner
Hier singt sie von all dem, was sie bewegt: von großen Erfolgen und schweren Schicksalsschlägen, tiefer Freundschaft und schmerzhaften Trennungen. “Meine Welt ist die Bühne”, sagt Falcon, wo die steht, ist ihr egal. Aber einen Traum hat Falcon dennoch: “Mit Tina Turner gemeinsam zu singen”, sagt die Sängerin, “diese Frau ist mein absolutes Vorbild.”

Doch auch da bräuchte Falcon keine große Bühne, kein Stadion voller Fans: “Nur Tina und ich, so zum Spaß”, träumt die Sängerin und lacht. “Vielleicht kommt sie ja mal ins Riff.” (NRZ)

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