Heinz Magazine presents an article on Pamela Falcon’s Wednesday nights in Bochum

Posted on 1. Dec 2007

Pamelas Nights
(Article from the Heinz Magazine 22.04.2007)
Von Antje Borgmann
Foto: KaCo

Mittwochnachts in Bochum

“Das ist wie New York!”, ruft Pamela Falcon. Wir laufen über das mit Graffitis übersäte alte Bahngelände neben dem Bermuda3Eck. Hin zum Riff, wo Pamela seit acht Jahren jede Mittwochnacht Gastgeberin der Liveshow “New York Nights” ist. Am 12.12. präsentiert sie im Riff ihre Jubiläumsshow. Mit dabei sind Faiz Mangat, Henning Schwarzhoff, Irvin Doomes und Special Guest Reinhold Beckmann.

New York ist der Bezugspunkt der hoch aufgeschossenen Musikerin. Hier stand sie mit fünf Jahren bereits auf der Bühne (“So sind wir in Amerika!”), hier sah sie ihr Idol Bono mit den völlig unbekannten U2 vor 20 Zuhörern, hier sang sie einst schicksalhaft für das Bochumer Musical “Starlight Express” vor. “Europa und Germany ist cool.”, wusste sie von Freunden, für sie war das auch “Nina Hagen-Land”. Sie schaffte das Casting, gehörte dazu; doch Rollschuhe passten nicht so recht an die langen schlanken Beine.

Falcon ging auf Promotion-Tour für das Musical und ließ sich in Bochum in der Nähe des Ruhrparks nieder. Von da aus begann die Multiinstrumentalistin, nach Auftrittsorten in der Stadt zu suchen. Bochum sollte musikalischer werden. Orte für Live-Musik waren in der Innenstadt wahrlich rar, reine DJs hatten Konjunktur. Sie spielte im damaligen “Café du Congo” am Hellweg, der heiße Kellerclub versuchte sich damals noch an einem jazzigen Konzept. Doch das trug nicht, und die Suche ging weiter. Die zündende Idee brachte das Zusammentreffen mit Dirk “Brösel” Steinbrecher. Der Mandragora-Wirt und Riff-Betreiber bot ihr den Mittwochabend an. Und so entstand die überregional bekannte Liveshow “New York Nights”. Weithin die einzige Show mit “open end” an einem Wochentag. Der Start um 21 Uhr war zu früh, heute heißt es “Showtime 22:00”. Falcon eröffnet die Show mit ihrer Band. Später treten nach und nach zwischen zwei und vier Gastmusiker auf. Je nach Forderung des Publikums kann sich der Abend bis spät in die Nacht ziehen.

Wie viele Gäste sie denn wohl über die Jahre schon hatte? Sie wisse es nicht, antwortet sie lachend in dem musikertypischen Kauderwelsch aus amerikanischem Englisch und Deutsch, das sie im Gespräch so virtuos beherrscht, “Hundrets, hunderte, really many!”. Die musikalischen Gäste rekrutieren sich aus Kreisen von Musikerfreunden, die gerade in der Nähe sind, auf Tournee oder im Studio, aber auch aus ihren Workshops und Lehrveranstaltungen, die sie in der gesamten Region gibt. “Für meine Schüler ist das eine wichtige Bühne”, sagt sie. Für sie selbst ist das Riff nach weit über 400 (die aktuelle Nummer schmückt wöchentlich die Bühne) Auftritten fast schon weniger eine Bühne als vielmehr ihr persönliches Wohnzimmer. Vielleicht dreimal sei sie krank gewesen, ansonsten hat sie zuverlässig ihre energetische Version von Pub-Musik abgeliefert. Das sind viele Coverversionen, die sie mit ihrer souligen, etwas schwarz gefärbten Stimme vorträgt. Sie klinge ein wenig wie Annie Lennox, ordnet sie sich selbst treffend ein. Typischster Opener ist “Walk on the wild side” von Lou Reed. Düb, düdüb … Sehr New York. Daneben wechselt das Repertoire ständig, ihre eigenen Stücke kommen ebenfalls zu Gehör, allerdings seltener. Zu ihrer Jubiläumsshow am 12.12. kommen ausgewählte Stargäste. Faiz Mangat, früher bei Bro”Sis aktiv, wird mit seinem tiefschwarzen Soul das Publikum ebenso von den nicht vorhandenen Sitzen reißen wie der fast schon mythische “King of the Riff” Henning Schwarzhoff, die Super-Röhre aus Köln. Aus Pamelas Heimat, den Vereinigten Staaten, kommt der beliebte Entertainer Irvin Doomes, dessen Song “Why don”t you call me” es mal in die VIVA Top10 Charts brachte und der schon mit James Brown auf der Bühne stand. Mit wie vielen Größen der vierte Gast sich bereits auf der Bühne präsentierte, ist müßig aufzuzählen, ob Reinhold Beckmann aber auch musikalisch etwas abliefern wird, muss man abwarten. Der Moderator ist ein guter Freund von Pamela Falcon und lässt es sich nicht nehmen, an diesem Mittwoch dabei zu sein. Mit ihm diskutiert sie übrigens gerne über Fußball, er sei Werder Bremen- und St. Pauli-Fan, weiß sie zu berichten, während sie natürlich zum VFL Bochum halte – was sie sofort durch einen improvisierten Fangesang mit erhobenen Armen unterstreicht.

Wie es mit ihr weitergehe, weiß die selbstbewusste Musikerin nicht, die Zukunft sei natürlich offen. Sie werde Shows machen, solange das Publikum sie sehen will. Die Entwicklung der Musik hierzulande sieht sie sehr positiv. Die vielen Talentshows im Fernsehen nähmen einen guten Einfluss, meint sie. Viele Talente hätten endlich wieder einen “Dream” und die “Vision”, diesen umzusetzen. Das spüre sie auch in Bochum. Mit dem Konzerthaus bis 2010 und dem neuen Kleinkunst-Theater, das Leo Bauer und Frank Goosen in direkter Nähe zum Riff planen, ist einiges in Bewegung. Der Bau von Letzterem ginge aber auf Kosten jener Industrieruinen mit New York-Feeling, die den Weg zu Pamela Falcons Wohnzimmer bisher säumen. Doch was zählt, ist nicht das Wo und Wie, sondern die Musik und die Nacht.